20.06.2023

Alternative Antriebe auf der NUFAM: Es muss nicht immer Diesel sein

Der emissionsfreie Transport wird im Rahmen der NUFAM eines der großen Themen sein. Die Bandbreite der Aussteller reicht vom mittelständischen Umrüstbetrieb über die Aufbauten-Spezialisten bis hin zum Großserienhersteller.

Biogas, Strom oder Wasserstoff: Fuhrparkbetreiber, die sich von fossilen Kraftstoffen verabschieden wollen, finden am Markt mehrere Lösungen. Inwieweit sich die neuen Technologien in der Praxis bewähren, wird in zahlreichen Tests namhafter Logistikdienstleister und Verlader erprobt. Schon heute ist es gut vorstellbar, dass sich die westliche Welt mittelfristig weitgehend vom Öl unabhängig macht.

NUFAM zeigt den Stand der Dinge

Greifbar werden die alternativen Antriebe nicht zuletzt auch auf Messen. Es gibt keinen Hersteller, der sich nicht intensiv mit der Thematik auseinandersetzt und entsprechende Produkte entwickelt. Die Nutzfahrzeugmesse NUFAM ist in diesem Jahr die nächste große Plattform, auf der man den Stand der Dinge sehen, spüren und erfahren kann.

Iveco S-Way mit Erdgas oder LNG

Iveco bietet zum Beispiel den Iveco S-Way, der mit Erdgas oder LNG betrieben werden kann. Der Truck gilt als der erste erdgasbetriebene Lkw, der speziell für den internationalen Fernverkehr entwickelt wurde. In der 4x2 LNG-Version bietet er eine Reichweite von bis zu 1.600 km. Zu den Abnehmern zählt Edeka Minden-Hannover, deren Fuhrpark bis Ende 2025 komplett mit Bio-LNG betrieben werden soll. Allein 2022 bestellte das Unternehmen 150 Iveco S-Way LNG. 2023 kommen weitere 125 Exemplare dazu. Dank der ersten Bio-LNG-Tankstelle auf dem Gelände des Edeka-Logistikzentrums in Lauenau sind die LKW nahezu CO2-neutral unterwegs. Bio-LNG ist heute der einzige skalierbare regenerative Kraftstoff.

50 Prozent weniger Energiekosten

Auch Ford Trucks, Fords einzige globale Marke für schwere Nutzfahrzeuge, wird in Karlsruhe seine Neuheiten präsentieren. Der US-Konzern geht davon aus, dass in Europa bis 2030 jeder zweite verkaufte LKW emissionsfrei sein wird. Dementsprechend hat das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr seinen ersten vollelektrischen Lkw vorgestellt. Die Trucks mit Gesamtgewichten von 18 bis 26 Tonnen sollen die Energiekosten im Vergleich zu den derzeitigen Werten um fast die Hälfte senken. Auch die Wartungskosten dürften um zwei Drittel sinken, da Elektrofahrzeuge weniger bewegliche Teile haben, die gewartet werden müssen. Ford geht davon aus, dass der E-Truck über einen Zeitraum von vier Jahren niedrigere Gesamtbetriebskosten aufweist als Dieselfahrzeuge.

Wenn es um elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge geht, darf Renault Trucks nicht fehlen. Mit seiner E-Tech-Fahrzeugreihe bieten die Franzosen eine Reichweite von bis zu 560 km, die mit 6 Batterie-Paketen zu je 94-kWh realisiert wird. Neben den Verteilerfahrzeugen auf Basis der D-Baureihe hat Renault auch eine elektrische Variante des Transporters Master im Programm.

Städte emissionsfrei beliefern

Dort, wo die großen Konzerne noch keine Lösungen bieten können, kommen die mittelständischen Umrüst-Spezialisten ins Spiel. Auf der NUFAM demonstriert die Firma Orten Electric-Trucks ihre Kompetenz. Orten versteht sich als Umrüster für die City-Logistik – sprich für die emissionsfreie Belieferung urbaner Verkehrsräume. Hierauf ist die Produktpalette von Orten Electric Trucks abgestimmt. Diese umfasst ein vollständiges Programm elektrifizierter Transporterlösungen im Bereich von 4,25 bis 7.49 t Gesamtgewicht, die mit dem Führerschein B und mit dem alten Führerschein Klasse 3 gefahren werden dürfen. Zudem beschäftigt sich Orten schon seit einiger Zeit mit dem Thema Wasserstoff. So wurde gemeinsam mit dem Partner Efa-S Zell ein 26-t-Actros auf Wasserstoff-Antrieb umgerüstet.

Rein elektrische Kühlung

Dass Kühltransporte und Elektroantrieb kein Widerspruch sein müssen, zeigt auch der Aussteller Mitsubishi Heavy Industries Thermal Transport Europe. Die Japaner präsentieren ihre vollelektrische Kühlöung vom Typ TE 30. Diese Kühlung funktioniert in rein elektrischen Fahrzeugen und kann aber auch in dieselgetriebenen Fahrzeugen eingesetzt werden. Die TE 30 arbeitet autark und damit unabhängig von Antrieb und Elektrik des Fahrzeugs. Der Fahrzeugmotor kann komplett ausgeschaltet werden – die Kühlung läuft zuverlässig weiter.

Vorreiter bei nachhaltigen Kühlaufbauten

Auch die TBV Kühlfahrzeuge GmbH wird im Rahmen der NUFAM ihr Know-how im Bereich Elektromobilität unter Beweis stellen. TBV gilt als Vorreiter bei nachhaltigen Kühlaufbauten und -fahrzeugen. Bereits 2016 entwickelte TBV die ersten in Deutschland erhältliche elektrische Kühlanlage, deren Betrieb mit Solarenergie unterstützt wurde. Seit 2018 ist das System auch für den Tiefkühlbereich verfügbar.

Generell hat sich TBV auf das Entwickeln von autarken elektrischen Kühlanlagen spezialisiert, deren Energieversorgung nicht auf die Energiespeicher des Fahrzeugs zugreift. Praxiserprobte Anwendungen existieren zum Beispiel für den StreetScooter, den Nissan NV 200 e und den Mercedes e-Vito.

Addax: Auffällige Erscheinung

Zu den auffälligen Erscheinungen im Messegeschehen der NUFAM wird auch der belgische Hersteller von Elektro-Nutzfahrzeugen Addax Motors gehören. Der Addax MT ist für enge Straßen und Ecken in einer städtischen und industriellen Umgebung konzipiert. Der MT lässt sich individuell an die Bedürfnisse des Kunden anpassen. Der Addax MTN erfüllt bereits die strengen Sicherheitsstandards der Fahrzeugklasse N1 und das Modell MTX verfügt im Vergleich zum MTN über ein um 50 cm verlängertes Fahrgestell.