13.06.2025

CO2-Regulierung: Transporteure sind gefordert

Seit Juli gelten in der EU erstmals verbindliche CO2-Flottengrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge. Doch die Umsetzung stellt Hersteller, Spediteure und Logistikunternehmen vor große wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen.

Gemäß der EU-Verordnung mussten Hersteller bis heute den CO2-Ausstoß ihrer neu zugelassenen Lkw-Flotten im Vergleich zum Referenzjahr 2019 um 15 Prozent senken. Und damit nicht genug: Bis 2030 steigt das Reduktionsziel auf 30 Prozent, bis 2035 auf 65 und bis 2040 sogar auf 90 Prozent. Wer diese Vorgaben nicht einhält, muss mit empfindlichen Strafzahlungen rechnen.

Die Regelung betrifft Fahrzeuge über 16 Tonnen und zielt darauf ab, den Straßengüterverkehr schrittweise zu dekarbonisieren. Inwieweit die diesjährigen Ziele eingehalten wurden, wird die Zukunft zeigen. Das erste umfassende Urteil über die tatsächliche Einhaltung erfolgt erst im Rahmen des Reviews 2027.

Druck auf Hersteller und Betreiber

Auf jeden Fall sind die neuen Grenzwerte sehr ambitioniert und fordern massive Investitionen in emissionsfreie Antriebstechnologien wie Batterie- und Wasserstoffantriebe. Die Hersteller stehen also unter Druck, ihre Modellpaletten zu elektrifizieren, während Betreiber mit hohen Anschaffungskosten und unzureichender Infrastruktur konfrontiert sind. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich dadurch wirtschaftlich überfordert.

Ein zentrales Hindernis bleibt die unzureichende Lade- und Tankinfrastruktur für alternative Antriebe. Ein Thema, das auch im Rahmen der NUFAM im Rahmen des Fachforums Ladeinfrastruktur wieder diskutiert wird. Zwar schreitet der Ausbau des "Deutschlandnetzes" voran, doch viele Regionen sind noch immer nicht ausreichend versorgt. Auch die notwendige Netzkapazität für Hochleistungsladepunkte an Logistikhubs fehlt vielerorts. Ohne ein abgestimmtes Zusammenspiel von Fahrzeugentwicklung, Netzausbau und politischer Förderung droht eine Verlangsamung der Transformation.

Verbände haben klare Forderungen

Verbände wie der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) fordern eine engere Verzahnung von CO2-Zielen mit der Infrastrukturentwicklung und wirtschaftlicher Unterstützung. Neben direkten Kaufprämien für emissionsfreie Lkw braucht es auch Investitionshilfen für betriebliche Ladeinfrastruktur und Netzanschlüsse. Auch technologieoffene Lösungen sollten weiterhin berücksichtigt werden, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Das Ziel, die CO2-Emissionen deutlich zu senken, wird aber nicht grundsätzlich angezweifelt.

Ähnlich sieht es der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Dieser betont regelmäßig, dass die Logistikbranche ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, fordert allerdings zugleich realistische Zielvorgaben und verlässliche Rahmenbedingungen. Auch der BGL plädiert oft für technologieoffene Lösungen, inklusive E Antrieb, Wasserstoff und CO₂-neutralem Kraftstoff (eFuels). Wichtig dabei sind klare Ausbaupfade, staatliche Förderprogramme und Infrastrukturinvestitionen.

Was BGL-Chef Dirk Engelhardt zu diesem und weiteren Themen im NUFAM-Podcast gesagt hat, ist HIER nachzuhören.

Gefahr der Überforderung

Der BGL warnt jedoch vor der Gefahr, dass kleine und mittelständische Transportunternehmen (KMU) überfordert und in die Insolvenz getrieben werden könnten. Es fehle häufig an wirtschaftlicher Perspektive und Mittel für die Flottenerneuerung. Zudem hinke die Ladeinfrastruktur den politischen Forderungen hinterher.

Und wie geht es weiter? Die CO2-Regulierung ist zweifellos ein notwendiger Schritt zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Doch der Wandel kann nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Energieversorgern gelingen. Für viele Unternehmen ist jetzt der Zeitpunkt, sich strategisch auf die Transformation einzustellen und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Die NUFAM bietet hier wieder umfassende Möglichkeiten, sich über den Stand der Technik zu informieren.