15.07.2025

Elektrisch, hybrid, fossil: Hersteller bleiben flexibel

Mit Blick auf Klimaschutzvorgaben, steigende Betriebskosten und das Ziel langfristiger Wettbewerbsfähigkeit setzen Lkw-Hersteller zunehmend auf modulare Fahrzeugplattformen.

Diese ermöglichen flexible Antriebssysteme auf rein elektrischer, hybrider oder fossiler Basis – bei zugleich effizienterer Produktion und Nutzung. Beispiele liefern DAF und Iveco mit eigenen modularen Konzepten.

Immer mehr europäische Kommunen kündigen an, dass künftig nur noch emissionsfreie Fahrzeuge auf innerstädtischen Straßen zugelassen sein werden. Vollelektrische Lkw werden daher für Transportunternehmen in städtischen Gebieten unverzichtbar. Mit modular aufgebauten Plattformen können die Fahrzeughersteller diese Nachfrage bedienen, ohne die nach wie vor unverzichtbare Technik mit Verbrennungsmotoren zu vernachlässigen.

Vier Antriebe auf einer Plattform

Eine modulare Architektur basiert auf einer standardisierten Plattform bestehend aus Chassis, Rahmenstruktur und Schnittstellen, auf der verschiedene Antriebsmodule adaptiert werden können. Im Idealfall ermöglicht eine modulare Plattform vier verschiedene Antriebs-Philosophien. Neben dem batterieelektrischen Antrieb (BEV) sind das der Hybrid-Antrieb (Parallel-/Plug-in), der Einsatz von Brennstoffzellen (FCEV) und natürlich der klassische Verbrennungsmotor für Diesel, HVO oder andere Biokraftstoffe.

Solche Plattformen haben für die Hersteller große Vorteile. Je nach Einsatzprofil und Region kann die Nachfrage nach verschiedener Antriebsvarianten auf derselben Produktionslinie gefertigt werden. Gemeinsame Komponenten sorgen zudem für Kosteneffizienz.

Kein separates Elektromodell

Ein Beispiel für einen modularen Aufbau ist der Iveco eDaily, der technisch und strukturell weitgehend auf der gleichen Plattform wie der konventionelle Iveco Daily mit Verbrennungsmotor basiert. Sowohl der Daily mit Diesel- und CNG-Antrieb, als auch der batterieelektrische eDaily nutzen denselben klassischen Leiterrahmen (Chassis-on-Frame-Bauweise) mit Hinterradantrieb sowie identischen Radständen und Achslasten. Das ermöglicht eine durchgängige Nutzung von Aufbauten und Komponenten. Der IVECO eDaily ist somit kein separates Elektromodell, sondern eine vollwertige Variante des modularen Daily-Konzepts.

Eine flexible Plattform für BEV und Hybridantriebe bietet aber auch DAF Trucks. Die neue Generation der DAF XD und XF kann mit einem vollelektrischen Paccar E-Antriebsstrang ausgestattet werden. Die DAF XD und XF Electric Lkw werden von den Permanentmagnet-Elektromotoren Paccar EX-D1 und Paccar EX-D2 angetrieben, die Leistungen von 170 bis 350 kW bieten. Dafür steht eine breite Palette an Batteriepaketen mit zwei bis fünf Strängen zur Verfügung. Dies ermöglicht emissionsfreie Reichweiten von über 500 Kilometern mit einer einzigen Ladung. Durch optimale Fahrzeug- und Ladeplanung können die Lkw sogar beeindruckende 1.000 vollelektrische Kilometer pro Tag zurücklegen.

Verwandtschaft fällt ins Auge

Der S-eWay von Iveco ist ein weiteres batterieelektrisches Lkw-Modell, das seit 2024 auf dem Markt ist. Die Verwandtschaft zum konventionell angetriebenen S-Way fällt auch hier ins Auge. Neben der vollelektrischen Variante gibt es zudem eine weitere Ausführung als Brennstoffzellen-Elektrofahrzeug (FCEV). Fahrerhaus und Fahrgestellstruktur sind bei allen Modellen nahezu identisch. Achsen, Rahmen und Aufbauten können in ähnlicher Weise verwendet werden. Antriebs- und Energiesysteme sind jedoch grundlegend verschieden. Der S-eWay ist also kein „umgerüsteter Diesel-Lkw“, sondern ein neu entwickelter E-Lkw auf Basis der S-Way-Architektur – speziell angepasst für Batterie- und Brennstoffzellenantrieb.

Fazit: Für DAF und Iveco ist die modulare Architektur ein zentraler Erfolgsfaktor in der Dekarbonisierung und der Fertigungsoptimierung. Beide Hersteller verfolgen einen Multi-Powertrain-Ansatz: Fahrzeuge können zielgerichtet ausgestattet werden – je nach Einsatzprofil, Nachhaltigkeitsziel und Wirtschaftlichkeits-Check. Die Produktion bleibt flexibel und investitionsgerecht – und das ist überlebenswichtig für eine Spitzenposition in der sich schnell wandelnden Nutzfahrzeugwelt. Übrigens: DAF und Iveco sind Aussteller der NUFAM.

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