14.03.2023

HVO: Alternative für Betriebstankstellen und Stapler?

Dieselkraftstoff aus Pflanzenfett? Klingt verlockend, zumal der Sprit auf Basis nachwachsender Rohstoffe produziert wird und damit fast klimaneutral ist. Was aber ist dran am Hype um Hydrotreated Vegetable Oils (HVO)?

Mit HVO könnte Deutschland seine CO2-Ziele erreichen, denn der alternative Treibstoff wird von vielen modernen LKWs klaglos verarbeitet. In herkömmlichen Dieselmotoren kann er pur oder als Beimischung zu konventionellem Dieselkraftstoff verwendet werden. Aufgrund des Ethanolgehalts können jedoch geringfügige Änderungen an den Kraftstoffsystemen erforderlich sein.

Hersteller erteilen Freigaben

Einige große Hersteller wie zum Beispiel Scania und Volvo Trucks haben bereits sämtliche LKW-Modelle für HVO freigegeben. Gleiches gilt für Iveco S-Way und X-Way mit Cursor 11 und Cursor 13 Motoren sowie für den Iveco T-Way mit C13 Motor. Bei diesen Modellen sind keine technischen Umrüstungen oder spezielle Anpassungen erforderlich.

Außerdem eignet sich der Biosprit für diverse Gabelstapler. Linde hat HVO sowohl für die aktuellen als auch die meisten Vorgängerbaureihen im Traglastbereich von 1,4 bis 18 Tonnen freigegeben. Hyster stellt für den HVO-Einsatz in seinen Groß- und Leercontainerstaplern sowie Reachstackern ein Nachrüst-Set zur Verfügung.

Hinzu kommt, dass der Öko-Sprit bereits industriell produziert wird – zum Beispiel von Neste in Finnland oder Eni in Italien. Trotzdem darf der vermeintliche Klimaretter hierzulande nicht an Tankstellen vertrieben werden, weil es noch keine Zulassung gibt. Bislang darf HVO nur zu maximal 26 Prozent zu herkömmlichem Diesel beigemischt werden.

Noch viele Diskussionen

Bei HVO handelt es sich nämlich um einen paraffinischen Kraftstoff, der den Anforderungen der DIN EN 15940 entsprechen muss. Diese Norm müsste zunächst in die Bundesimmissionsschutzverordnung aufgenommen werden, damit die darunter zusammengefassten Treibstoffe an jeder öffentlichen Zapfsäule verkauft werden dürfen. Bis es soweit ist, werden in Berlin noch viele Diskussionen stattfinden, denn HVO hat auch seine Schattenseiten.

Umweltverbände äußern zum Beispiel die Kritik, dass auch Palmöl zu HVO verarbeitet wird, was nicht zuletzt die Abholzung des Regenwaldes fördert. Auf dieses Argument hat die EU jedoch längst reagiert: HVO auf Basis von Palmöl darf in Europa weder hergestellt, noch importiert werden. Es kann aber sein, dass es durch den verstärkten Einsatz von Pflanzenölen und Schlachtabfällen zur HVO-Produktion an anderen Stellen des Wirtschaftskreislaufs zu Versorgungsengpässen kommt. Ein Beispiel dafür sind Kraftwerke, die nicht selten Reststoffe aus der Tierverwertung verbrennen. Werden diese knapp, müssen sie durch andere Produkte ersetzt werden, die dann möglicherweise einen fossilen Ursprung haben.

Öl wird im Labor umgefüllt
Foto: AdobeStock 303865171

Unterschied zu Biodiesel

Neben Schlachtabfällen kann HVO aus Algen oder alten Küchenfetten gewonnen werden. Deshalb wird HVO gelegentlich auch mit Biodiesel verwechselt. Beide Kraftstoffe basieren auf organischen beziehungsweise erneuerbaren Biomassen. Der Unterschied besteht in der chemischen Zusammensetzung und der Produktion. Während Biodiesel durch Veresterung entsteht, werden bei HVO Fette und Öle durch eine katalytische Reaktion mit Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe hydriert, was geringere Anforderungen an Herkunft und Qualität der Ausgangsstoffe stellt. Diese wiederum bestimmen letztlich den Preis für HVO, der derzeit nur selten das Niveau von fossilem Diesel erreicht und meistens darüber angesiedelt ist.

Vor diesem Hintergrund dürften es viele Fuhrparkbetreiber verschmerzen, dass es mit einer generellen Freigabe von HVO an öffentlichen Tankstellen noch einige Zeit dauern wird. Sofort und flexibel reagieren können hingegen die Inhaber von Betriebstankstellen, um dort nicht nur ihre LKW, sondern auch Flurförderzeige zu befüllen. Die Klimabilanz des Unternehmens profitiert sofort.

HVO-Aussteller zu Gast auf der NUFAM

Auch auf der NUFAM 2023 ist HVO ein wichtiges Thema. Aussteller wie die Wirtz Energie + Mineralöl GmbH oder die Iveco Süd-West Nutzfahrzeuge GmbH stehen für vertiefende Gespräche bereit. Gelangen SieHIER zum gesamtem Ausstellerverzeichnis 2021. Das Verzeichnis für 2023 steht Ihnen in wenigen Wochen zur Verfügung.